Eine Ernährung im Rhythmus der Wochentage

Letzte Woche haben wir auf Instagram unsere #waldorfshopthemenwoche gestartet. In diesem Rahmen haben wir Euch am Beispiel von Rezeptvorschlägen die anthroposophische „Getreidelehre“ näher vorgestellt, die eine Verwendung unterschiedlicher Getreidesorten im Wochenrhythmus vorgibt.

Anthroposophische Ernährungslehre

Die anthroposophische Ernährungslehre basiert auf der Anthroposophie nach Rudolf Steiner und soll eine Erweiterung der rein auf den Naturwissenschaften basierenden Ernährungsformen sein. Demnach wird sie nicht als bloße Kostform, sondern als Anschauung verstanden. Sie dient als Grundlage für die seelisch-geistige Entwicklung, für die Konzentrationsfähigkeit, den Wille und die Tatkraft sowie für das soziale Verhalten. Aus anthroposophischer Sicht geht es deshalb in erster Linie darum, das Wachstum, den Aufbau des Körpers und seine Vitalität zu ermöglichen. Es geht also um die Wirkung von Kräften und nicht nur die reine Zufuhr von Nährstoffen.

Auch die Lebenskräfte der Pflanzen und Tiere, von denen die Lebensmittel stammen, werden unter dieser Anschauung berücksichtigt. Somit ist es auch von Bedeutung, in welcher Form Lebensmittel verzehrt werden, wie eine Pflanze gewachsen ist, wie sie verarbeitet und zubereitet wird.

Folgt man der anthroposophischen Ernährungslehre, so haben alle Lebensmittel eine äußere Qualität (Nährstoffe und Aussehen) und eine innere Qualität (artgerechte Erzeugung, sinnvolle Auswahl und Gestaltung, innere Lebendigkeit, eigentliche Nährkraft). Darüber hinaus wird  nach Konstitutionstypen unterschieden, wodurch auch der individuellen Ernährungsweise eine große Bedeutung beigemessen wird, ebenso wie den Sinneseindrücken beim Essen. Aber auch Rhythmen sind ein wichtiger Aspekt.

Die anthroposophische Ernährungslehre strebt eine hohe Lebensqualität an und sieht deshalb eine vollwertige Ernährung vor. Darunter versteht sich ein ganzheitlich orientiertes, nachhaltiges und somit zukunftsfähiges Konzept, das über die reine Nahrungsaufnahme hinausgeht, sondern auch Faktoren beachtet, die in einer Beziehung mit dieser stehen. Sie möchte die Umwelt schonen, faire Wirtschaftsbeziehungen und die soziale Gerechtigkeit fördern. Eine vollwertige Ernährungsform steht somit immer auch im Zusammenhang mit der Gesundheit, der Ökologie, der Wirtschaft und Gesellschaft. Lebensmittel, die im Rahmen einer vollwertigen Ernährungsweise verzehrt werden, sind möglichst unverarbeitet, wodurch sie einen hohen Gehalt an natürlichen Inhaltsstoffen aufweisen.

Ernährung im Rhythmus der Wochentage

Eine Ernährung im Rhythmus der Wochentage wirkt sich sehr gut auf unseren Geist, die Seele und den Körper aus. Im Ursprünglichen ist unser gesamtes Leben ausgerichtet auf eine Rhythmisierung, ein stetiges Ein- und Ausatmen. Rhythmus erleben wir überall: Bei uns selbst, durch unserem Herzschlag, aber auch in der Welt, die uns umgibt, mit dem Wechsel von Tag und Nacht, der Ebbe und Flut oder dem Wechsel der Jahreszeiten. Es ist bekannt, dass ein täglicher Rhythmus heilende Wirkungen hat, Sicherheit und Vertrauen schenkt und dabei hilft, Kräfte aufzubauen. Gleichzeitig fällt es uns Menschen in der heutigen Zeit zunehmend schwerer, sich auf diese Gleichmäßigkeiten einzulassen.

Die feste Zuordnung der Getreidekost basiert auf den Planetkräften, die an dem jeweiligen Tag besonders wirken und unterstützen. Diese möchten wir Euch im Folgenden mit beigefügten Rezeptvorschlägen näher vorstellen:

Für den Sonntag ist es, wie im Namen schon heraus zu hören, die Sonne. Ihr ist der Weizen zugeordnet. Seine hochgewachsene Gestalt strebt der Sonne entgegen und spielt für unseren Organismus eine wichtige Rolle, ganz wie die Sonne im Planetensystem. Er unterstützt uns bei der geistigen Arbeit und gibt uns Energie für die neue Woche.

Schneckenbrötchen

250 Gramm Dinkelvollkornmehl (Dinkel wird dem Weizen zugeordnet)
1/2 Päckchen Hefe
1Tl. Honig
1 EL Naturjoghurt
1 TL Salz
150 ml lauwarmes Wasser
Das Mehl in eine Schüssel geben. Hefe, Honig, Joghurt und etwas Wasser miteinander verrühren. Das Gemisch in eine Mulde im Mehl Gießen und leicht mit dem umliegenden Mehl verrühren. Abgedeckt 10 Minuten gehen lassen. Nun das restliche Wasser hinzu geben und alles zu einem nicht zu trockenen, aber auch nicht zu klebrigen Teig verkneten und je nach Bedarf etwas Wasser oder Mehl zufügen. Nachdem der Teig gut durchgeknetet wurde, wieder 30 Minuten an einem warmen Ort gehen lassen.
Aus dem Teig nun sechs lange Stränge formen und sie zu Schnecken aufrollen. Wer möchte kann die Brötchen noch mit Körnern, Flocken oder Samen bestreuen. Im vorgeheizten Ofen bei 170 Grad 15-20 Minuten backen.

Auch am Montag lässt sich gut heraus hören, welcher Planet an diesem Tag wirkt. Es ist der Mond, der in Verbindung mit dem Reis steht. Dieser wächst im Wasser heran, welches wiederum stark von den Kräften des Mondes beeinflusst wird, wie besonders eindrucksvoll an den Gezeiten zu sehen ist. Der Reis wirkt harmonisierend und ausgleichend auf uns.

Süßer Reissalat

200 Gramm Rundkorn Naturrreis
400 ml Wasser
100 gr. Quark
1 Zitrone
1 Orange
3 EL Honig
1/2 TL Zimt
1/2 TL Vanille
1/2 TL Ingwer
1/2 TL Salz
Früchte der Saison
150ml Schlagsahne

Den Reis im Wasser weich kochen und abkühlen lassen. Zutaten von Quark bis Salz zu einer Soße rühren, klein geschnittenes Obst und Reis dazu geben und verrühren. Sahne schlagen und obenauf geben oder unterheben.

Wenn man auf das deutsche Wort Dienstag schaut, erkennt man nicht gleich, welcher Planet uns heute unterstützt. Der französische Begriff „Mardi“ gibt den Hinweis: es ist der Mars und mit ihm kommt die kräftigende Gerste. Sie gibt uns Tatkraft, Mut und Stärke, ganz so wir der römische Kriegsgott.

Gerstenwasser (Es gilt in England als beliebtes Mittel gegen Erkältungskrankheiten).

100g Gerste
2 L Wasser
1/2 Zimtstange
2 Datteln oder Feigen, kleingeschnitten
5 Nelken
1/2 Zitrone kleingeschnitten
2 EL Honig
500ml Apfelsaft
2 Prisen Salz
Die Gerste im Wasser über Nacht einweichen lassen. Gewürze und Zitrone hinzugeben und 2 Stunden köcheln lassen. Anschließend abkühlen lassen und mit dem Saft, Honig und Salz vermischen.

Auch am Mittwoch müssen wir auf den französischen Begriff „Mercredi“ schauen um auf den Planeten Merkur zu kommen. Die Hirse wirkt erhellend, wärmend und verbindend, wie der Götterbote Merkur, der die Verbindung zwischen Himmel und Erde schafft.

Hirsebrei mit Apfel

1 Liter Milch
150 g Hirse
1 Prise Salz
2 Äpfel
Die Äpfel schälen und in kleine Stücke schneiden. Daraufhin Apfelstücke, Hirse, Milch und Salz gemeinsam in einem Topf aufkochen lassen. Für ca. 20 Minuten auf niedriger Temperatur weiter köcheln lassen, bis die Hirse weich ist. Immer wieder gut umrühren.

Der stark im Boden verwurzelte Roggen gibt uns am Donnerstag (französisch: Jeudi) gemeinsam mit dem Jupiter erdende Kraft. Er stärkt die Denkkräfte, verleiht Standfestigkeit und verhilft uns so zu Großmut und Weisheit.
Die folgenden Sesam-Roggenstangen sind eine leckere Zwischenmahlzeit.

Sesam-Roggenstangen

250 g Roggenvollkornmehl
120 g. Butter
1/2 TL Salz
etwas saure Sahne
Sesam

Alle Zutaten (bis auf die Sahne und den Sesam) gut verkneten und zu Stangen formen. Die Stangen mit der sauren Sahne bestreichen und mit etwas Sesam bestreuen. Bei 160 Grad etwa 20-25 Minuten backen.

Die Kraft der Venus und des Hafers kann am Freitag (Vendredi) besonders in uns wirken. Der Hafer gibt dem Körper und dem Geist Kraft und verhilft uns zu einem liebevollen Blick auf das Leben und die Welt in der wir leben.

Frühstücksmüsli – gibt Kraft und Energie für den Tag. Hier helfen Kinder sehr gern bei der Zubereitung, sind emsig beim Kleinschneiden des Obstes dabei oder drehen eifrig die Kurbel der Flockenquetsche.

Haferflocken
Saisonales Obst
Hafer Drink, Kuhmilch oder Saft
Rosinen oder andere Trockenfrüchte (optional)
Samen oder Nüsse (optional)

Eine entsprechende Menge Haferflocken (am besten frisch gequetschte aus einer Flockenquetsche) mit den Früchten der Saison mischen. Wer mag kann auch noch Rosinen oder Sämereien hinzu geben. Das ganze mit Hafermilch, Kuhmilch oder Saft aufgießen, gut vermischen und genießen.

Am Samstag ist es der englische Begriff „Saturday“, der uns den Hinweis zu dem passenden Planeten Saturn gibt. Unser Getreide des Tages ist der Mais. Die Einflüsse beider unterstützen uns dabei, auf die vergangene Woche zu blicken, abzuschließen, los zu lassen und Kraft für das Kommende zu sammeln.
Hier ein weiteres Rezept, um euch das Wochenende zu versüßen:

Süßer Apfel-Polentaauflauf

4 Äpfel
250g Maisgrieß
100 g Mandelsplitter
8 EL Apfeldicksaft
60 g Butter oder Margarine
1 Prise Salz
500 ml (Pflanzen-) Milch
500 ml Wasser
Zimt

Wasser, Milch, Salz und 6 EL Apfeldicksaft aufkochen lassen. Unter Rühren Maisgrieß hinzu geben, nochmal kurz aufkochen lassen und anschließend 15 Minuten ziehen lassen. Die Masse in eine gefettete Auflaufform geben, Äpfel vierteln, schälen und in Scheiben auf die Masse legen. Mandeln mit Butter, 2 EL Dicksaft und Zimt kurz erhitzen und über die Äpfel geben. Im vorgeheizten Backofen bei 180 Grad ca. 15 Minuten backen lassen.

Wir freuen uns wenn ihr die Rezepte nachmacht. Teilt Eure Kreationen gerne auch auf Instagram oder Facebook mit uns, indem ihr den Hashtag #waldorfshopthemenwoche verwendet. Habt ihr außerdem noch weitere Rezepte? Auch dann freuen wir uns über Inspiration!

5 Gedanken zu „Eine Ernährung im Rhythmus der Wochentage“

  1. Ein sehr interessanter Blogbeitrag. Denn ZUFÄLLIG habe ich in letzter Zeit konsequent umgestellt und zwar auf Demeterqualität, auf das im Glas oder Tonbehälter mit Deckel gedünstete Essen. Dann kaufe ich viel direkt vom Markt. Einzeln nur das was ich benötige. Auch von Sozialen Projekten örtliche natürlich. Habe Hier auch umgestellt auf no waste und no plastic. Dann auf einfache Nahrungsmittel generell die ich im wochenrhymthmus circa immer wiederhole und auf mich angepasst sind intuitiv. Und stimmt es ist eine Art Rhytmus aber nie star und es sind im Grunde auch immer wiederkehrende Gerichte nur leicht saisonal oder was gerade gut als Demeterqualität erhältlich ist abweichend. Und ich hatte davon nie gelesen. Es war eine Art innerer Wegweiser. Ich kenne die Lehren Steiners gaaanz grob, im wirklich groben, also nichts wirklich genaues. Aber das zeigt mir, das man das auch nicht muss, wenn man dem inneren Kompass folgt und es zeigt mir wie recht Steiner, dann doch hatte. Und es zeigt mir, dass Impulse steht’s reichen und Studien unnötig sind. Aber natürlich am ENDE einem dann doch zeigen, man ist richtig auf seinem Weg.

    1. Das ist ein schöner ergänzender Beitrag. Es ist nicht leicht in der heutigen Welt, in der wir täglich von einer Auswahl von bereits Vorhandenem nur so überflutet werden, immer gut in den eigenen Körper hinein zu spüren und dessen eigentlich tiefes Bedürfnis wahrzunehmen und zu erkennen. Dem bedarf tatsächlich viel Übung, Zeit und vor allem Ruhe. Oft verlernen wir das Natürlichste der Welt im Laufe des Lebens…dabei ist es so wohltuend und gesund. Vielen Dank für das Teilen dieser persönlichen Erfahrung!

  2. Hallo, ich habe die Getreidetage bei Instagram gesehen und finde die Idee so schön. Da wir seit einigen Jahren nur noch regional/saisonal kaufen und essen passt das richtig gut in unser Leben.

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