Bild von: Heike Stinner

Ostern Teil III – Das Urbild Ei und wie man ein Osternest aus Weidenstöcken baut

Bild von: Heike Stinner

Ostern Teil III – Das Urbild Ei und wie man ein Osternest aus Weidenstöcken baut

In unserem letzten Blogbeitrag zu Ostern wollen wir uns mit dem Urbild Ei beschäftigen. Das Ei hat Symbolkraft in vielen alten Kulturen. In Indien galt das goldene Ei als Herberge der Welt, als Geburtsstätte der Erde. Zu Beginn der Erdzeit spaltete sich, so die Legende, ein goldenes Ei in zwei Hälften und offenbarte daraus Himmel und Erde. Auch für die Perser war die Erde zu Beginn Ihrer Zeit ein Licht-Ei, ganz ohne böse Einflüsse. In der Alt-Ägyptischen Kultur entsprang der erste Gott aus einem Ei und auch bei den Griechen spielt das Ei in Bezug auf die Erdentwicklung eine bedeutende Rolle. Die Urgötting oder Urmutter Nyx legte ein Ei, aus dem der Liebesgott Eros schlüpfte. In Griechenland fand man rote Eier als Grabbeigaben, sie dienten als Symbol und Hoffnung für ein neues Leben.

Im Christentum ist das Ei das Symbol der Auferstehung. Es bricht aus der harten Eischale neues Leben. Der Eidotter symbolisiert hier die Sonnenkraft, der das neue Leben unter anderem nährt, bis es sich aus eigener Kraft selbst nähren kann.

Wenn nun die Kinder Ostereier suchen, dann braucht es Durchhaltevermögen, etwas noch nicht Sichtbares, Verstecktes finden zu wollen. In diesem Falle ist es verbunden mit der Kraft der Freude am Suchen und Finden. Wir können diese Tätigkeit der Kinder mit dem symbolischen Charakter des Eies verbinden. So können wir Erwachsenen hoffen, wenn die Kinder die Eier suchen, dass sie auch in ihrem Leben die inneren Lebensimpulse, die Auferstehungskräfte finden werden – und eben am besten mit Freude und Leichtigkeit. 

Warum färben und verzieren wir die Eier zu Ostern?

Im Griechischen bedeutet Kosmos Weltenordnung, aber auch Glanz und Schmuck. Mit Verzierungen und Farbe bringen wir etwas Kosmisches auf das Ei, Ordnung, Schmuck und Glanz. Wir bilden sozusagen ein weiteres Symbol auf dem Ei ab. Die Ordnung, eine dem Kosmos innewohnende Kraft, wird auf das Ei, als Träger und Beschützer des in ihm befindlichen Lebens, mit z.B. Malereien oder Kratzkunst aufgetragen. Dieses sich bemühen um Schönheit und Ordnung, Farbe und Leuchtkraft als Kunst auf dem Ei ist ein Akt des sich auseinandersetzen und verbindens mit der Kraft des Eies als heiliges Symbol für Auferstehung und Leben. Gerade in unserer heutigen, schnellen und schnelllebigen Zeit tut es der ganzen Familie gut, sich die Zeit und Muse zu nehmen, um selbst die Eier zu färben und/oder sie zu verzieren. Die rote Farbe wird häufig verwendet, da sie die Farbe des Blutes der Lebenskraft verkörpert. 

Nun hatte ich angekündigt, dass wir uns noch mit den beiden österlichen Symbolen des Osterhasen und dem Hahn beschäftigen wollen. 

Osterhase und Hahn

Der Osterhase oder Hase wird mit dem sich aufrichten in Verbindung gebracht, wenn er wachsam ist, Ausschau hält über das Feld und sich auf zwei Beinen aufrichtet. Er ist aber auch ein Symbol für Auferstehung und Wiedergeburt und Fruchtbarkeit. Denn wie wir wissen, ist der Hase ein äußerst fruchtbares Tier. Auch steht der Hase in Verbindung mit dem weiblichen Prinzip und den Mondkräften. Er steht für ein sich öffnen und Empfangen von Geistigkeit und Intuition und die Bereitschaft, diese in sich aufzunehmen. Auch seine sehr gute Sinnesfähigkeit zu hören und seine großen Ohren stehen für Wachsamkeit und Bereitschaft, etwas aus der Umgebung gut wahrzunehmen und in sich aufnehmen zu können.

Der Hahn nun ist ein sehr lichtempfängliches oder lichtempfindliches Wesen. Er kräht beim ersten Sonnenstrahl und weckt die Menschen damit aus ihrem Schlafe – das kann man auch durchaus symbolisch betrachten. Denn im Schlafe ist das ICH des Menschen nicht wie im wachen Zustand mit der Erde in der selben Weise verbunden. Der Mensch kann sich irdisch nicht ausdrücken, nicht schöpferisch tätig sein. Der Hahn ist Weckruf für den Menschen, sich mit der Kraft der Sonne, den Christuskräften zu verbinden.

Der Osterbaum

Ein alter Brauch lebt im Aufstellen eines Osterbaumes. Der Osterbaum in seiner strengen Form (siehe Bild) ist Symbol in zweierlei Hinsicht. Erstens repräsentiert er das Kreuz, den Tod und das Leiden im Irdischen. Das kann man gut aus seiner klaren und strengen Form heraus erkennen. Zweitens symbolisiert er das Leben, wiedergegeben im frischen Grün, welches um die Stecken gebunden wurde. Ausserdem wird das Leben auch mit den am Baum hängenden Eiern repräsentiert. 

Man kann einen Osterbaum sehr gut selbst bauen. Hier ein Bild aus dem Buche von Brigitte Barz „Feiern der Jahresfeste mit Kindern“ (Urachhaus). In diesem Buch findet man auch eine genaue Anleitung für den Bau.

Als letztes möchte ich euch eine Anleitung zum Bauen eines Osternestes mit Weidestöcken geben. Das Bauen macht besonders viel Freude mit den Kindern, für jedes Alter ist hier eine Tätigkeit dabei, worin sich die Kinder am Bau beteiligen können. Sei es das Abschneiden der Weidenäste, Anspitzen der Stecken, bevor man sie in die Erde steckt, das Flechten oder das Hineinlegen von Moos in das fertige Nest. Bitte beachtet, die Weide steht unter Naturschutz, deswegen ist es ratsam, sie entweder in den Garten zu pflanzen oder in einen Kübel auf dem Balkon. Oder, wenn beides nicht möglich ist, kann man auch frische Zweige beim Gärtner oder Floristen kaufen. 

 

Anleitung zum Bau eines Weidennestes zu Ostern

Wir brauchen:
10 – 20 frische junge Weidenzweige
1 Gartenschere
1 Schnitzmesser
Juteschnur
Moos
1 Handschaufel oder Wildkrautstecher
Frische Blumen zum Einpflanzen z.B. Schlüsselblumen der Narzissen

Man nehme, je nach gewünschter Größe des Nestes, 10 – 20 frische Zweige einer Weide oder Hasel. Diese sollten je eine Höhe von ca. 80 cm haben und nicht zu dick sein, etwa 1 – 2 cm, da sie ansonsten nicht so leicht gebogen werden können. 

Man nehme nun die Stecken und stecke sie im Abstand von ungefähr 5 – 10 cm in einem Halbreis gute 7 cm tief in die Erde. Nun werden die Äste in der Mitte zusammen gebunden, sodass noch etwa 10 cm über der Schnur überstehen. Zwischen die Zweige kann man nun etwas einflechten, Buchsbaumgrün empfehle ich nur, wenn man schon ältere Kinder hat, er ist nämlich in allen Teilen giftig! Man kann gut auch Tannengrün benutzen oder weitere dünne Weidenstecken einflechten, da sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. So hat der Hase ein geschütztes und gemütliches Haus, um die guten Gaben hinein zu legen. Ich persönlich pflanze an die beiden Zweige am Eingang des Nestes gerne noch Blumen, z.B. Osterglocken oder Schlüsselblumen. Das Innere des Nestes wird zum Schluss noch mit Moos ausgelegt. (Auch Moos steht unter Naturschutz, man darf aus der Natur nur kleine Mengen Moos entnehmen. Ich habe das Glück, es im Garten sammeln zu können und verwende das gleiche Moos schon seit vielen Jahren. Man kann es gut trocknen und immer wieder verwenden. Auch für die Krippe zu Weihnachten habe ich Moos, das ich immer wieder benutze, um so die Natur zu schonen). 

Jetzt ist das Osternest fertig und bereit für den Ostersonntag.

Ich bereite das Osternest immer erst wenige Tage vor Ostern mit den Kindern vor. So bleibt es bis Ostersonntag noch schön und die Kinder verbringen in der Osterwoche noch einmal mehr Zeit draussen, vor allem in der Tätigkeit der Vorbereitungen für das Fest.

Ich hoffe, euch hat der Osterblog gut gefallen und wünsche allen eine gesegnete Osterzeit!

Sonnenwesen gütig und warm
Erwärmt die Erde aus himmlischem Garn
Legt lichtes Netz nieder auf Blumen und Felder, Menschen und Tier
So will auch ich, von dir mit wärmenden Händen getragen
Strahlen und wärmen die Welt, mit frohem Gemüt

Mit herzlichem Gruß,

Maria

Zur Autorin: Maria ist ausgebildete Kinderpflegerin. Nach ihrer Ausbildung studierte sie Lehramt für berufliche Schulen mit der Fächerverbindung Gesundheits- und Pflegewissenschaften und Sozialkunde an der TU München. Anschließend absolvierte sie die Lehrerausbildung am Südbayerischen Seminar für Waldorfpädagogik. Derzeit arbeitet sie in einem Waldorfkindergarten im Landsberger Raum, schreibt regelmäßige Blogbeiträge für den Waldorfshop und ist verantwortlich für dessen YouTube-Kanal. Maria ist verheiratet und hat zwei Kinder im Alter von 6 und 11 Jahren.

3 Gedanken zu „Ostern Teil III – Das Urbild Ei und wie man ein Osternest aus Weidenstöcken baut“

  1. Liebe Maria, ganz herzlichen dank für deine Beiträge, sind sowohl eine gute Auffrischung von bereits gepflegten Gewohnheiten wie auch neue Impulse für meine Arbeit und mich selbst.
    Jutta

  2. Liebe Maria,
    Herzliches Dankeschön, für Ihre Darlegungen.
    Wir sind dieses Osterfest auf Teneriffa, und ich habe aufgrund der Fragen meiner erwachsenen Tochter, die Waldorfschülerin gewesen ist: was bedeutet Ostern? Wie wollen wir es diesmal gestalten ?
    Nach Impulsen gesucht und sie durch sie gefunden.
    Wir wünschen Ihnen einen gesegnetes Osterfest.
    Herzliche Grüße, Ute und Janneke

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