Ernährung im Waldorfkindergarten | Blog Waldorfshop

5 Elemente im Waldorfkindergarten: Teil 2 – Die Ernährung

Und da müssen wir in der Lage sein, dem Kinde nachgehen zu können. Da müssen wir Verständnis entwickeln können für das Kind. Wir müssen Verständnis entwickeln für das, was dem Kinde schmeckt und nicht schmeckt, denn darinnen liegt noch ein sehr guter Regulator für dasjenige, was beim Kinde auch gesundend und kränkend ist. Allerdings muß man sich zu diesem Zwecke eben eine richtige Anschauung über das Ernähren des Menschen überhaupt erwerben.

Rudolf Steiner

Im Beitrag  Waldorfkindergarten haben wir euch einen Gesamteindruck darüber vermittelt, was das Besondere an der Waldorfpädagogik im Kindergarten ist. Nun möchten wir in 5 Elemente des Waldorfkindergartens noch tiefer eintauchen. Im letzten Beitrag ging es um das Freispiel der Kinder, in diesem schauen wir uns nun die Ernährung genauer an!

Die anthroposophische Ernährungslehre

Die anthroposophische Ernährungslehre beruht neben wissenschaftlichen Erkenntnissen ebenso auf Erkenntnissen im Zusammenhang mit dem Seelisch-Geistigen. Dies bedeutet, dass hier neben der Zufuhr aller für den Menschen notwendigen Nährstoffe auch auf die ganzheitliche Wirkung der Lebensmittel hinsichtlich Körper, Seele und Geist geachtet wird.

In diesem Sinne ist die Ernährung, die auf der Anthroposophie beruht, eine nachhaltige, gesunde, vollwertige und in erster Linie vegetarische Ernährung. Bevorzugt werden Lebensmittel aus der biologischen Landwirtschaft und von Demeter Betrieben und Höfen verwendet. Dabei geht es jedoch nicht darum, Dogmen für eine gesunde Ernährung aufzustellen, sondern jede Ernährungsform individuell auf den einzelnen Menschen abzustimmen.

Ernährung im 1 Jahrsiebt

Gerade für das 1. Jahrsiebt ist eine gesunde Ernährung von hoher Bedeutung. Denn innerhalb der ersten sieben Jahre des Menschenlebens wird das leibliche Fundament aufgebaut, finden die größten Wachstumsprozesse im Körper statt. Wie in diesem Beitrag über das 1. Jahrsiebt schon ausgeführt, nimmt das Kind die Welt mit allen Sinnen wahr. So ist neben dem Gehalt der Speisen, auch die Entstehung, die Zubereitung und die Darreichungsform ganz entscheidend.

Damit das Kind sich hinsichtlich der Nahrung nicht nur als Konsument erlebt, wird es im Alltag des Waldorfkindergartens soviel wie möglich in die Prozesse rund um das Essen einbezogen. Dies ist besonders für die Zubereitung des täglichen Frühstücks möglich.

Das Frühstück für den jeweiligen Tag wird täglich während des Freispiels der Kinder frisch zubereitet. Hauptsächliche Bestandteile sind rohes Gemüse und Obst sowie verschiedene Getreidesorten. Ideal ist es, wenn das Gemüse und das Obst aus dem eigenen Garten kommen kann und die Kinder das Getreide zur Erntezeit vielleicht selbst auf einem Bauernhof geerntet haben. So können die Kinder auch hier die Ganzheit erleben und Bewusstsein sowie Achtung für die Lebensmittel und die Arbeit des Menschen mit der Natur entwickeln.

Ernährung im Rhythmus der Wochentage

In unserem Beitrag „Eine Ernährung im Rhythmus der Wochentage“ findet ihr die Hintergründe dazu, wann es welches Getreide zum Frühstück gibt und auch einige Rezepte dazu!

Hier nochmal ein kurzer Überblick dazu:

  1. Montag – Mond – Reis – harmonisierende Wirkung
  2. Dienstag – Mars – Gerste – kraftgebende Wirkung
  3. Mittwoch – Merkur – Hirse – verbindende Wirkung
  4. Donnerstag – Jupiter – Roggen – Großmut und Weisheit schenkend
  5. Freitag – Venus – Hafer – substanzgebende Kräfte

Dementsprechend gibt es im Waldorfkindergarten zum Frühstück Milchreis, Brei oder Brot aus Gerste, Hirse-Brei, Brötchen aus Roggen und Haferbrei. Zum Mittagessen gibt es ein entsprechendes, vegetarisches Gericht.

Die Kräfte, die hier wirken, können jedoch nur durch die Achtsamkeit des Menschen ihre volle Wirkungsweise erhalten. Dies bedeutet,

  • dass das verwendete Getreide wurde so angebaut und geerntet, dass die Kräfte unterstützt und nicht abgetötet werden.
  • dass die Mahlzeiten werden derart zubereitet, dass die Kräfte erhalten bleiben. Dies hat mit Koch- und Backmethoden zu tun aber auch mit der inneren Einstellung der Erzieher:innen während der Zubereitung.
  • dass die Speisen ästhetisch schön angerichtet sind und in einer liebevollen und lebendigen Atmosphäre zu sich genommen werden.

Lebensmittel aus der konventionellen Landwirtschaft, überanstrengte, gestresste und erschöpfte Erzieher:innen, sowie Regulationen und Strafen während des Essens wirken sich also als wenig förderlich auf eine gesunde Ernährung aus.

Lebendigkeit statt Dogmen

Und mit das Wichtigste bei all diesen Dingen ist es, im prozesshaften, im Individuellen und im Lebendigen zu bleiben. Anthroposophie und Waldorfpädagogik wollen keine Dogmen aufstellen, sondern durch bewusstes Ergreifen von geistig-seelische Vorgängen feiner und achtsamer mit der Erde und den Menschen umgehen können.

Wir hoffen euch mit diesem Beitrag einen kleinen Einblick in die Ernährung im Waldorfkindergarten gegeben zu habe!

Im Waldorfshop findet ihr unter der Kategorie Kochen & Backen viele nützliche Utensilien für das Kochen und Backen mit Kindern im Kindergarten, Hort und in der Familie.

Habt ihr Fragen oder eigene Eindrücke und Erfahrungen, die ihr dazu stellen wollt? Wir freuen uns in den Kommentaren auf einen Austausch!

Euer Team vom Waldorfshop

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